Mittwoch, 29. September 2010

Nachtgedanken

Vor 38 Jahren ging meine Sonne auf. Vor 18 Jahren erreichten mich erstmals ihre Strahlen. Ich buck einen Marmorkuchen, um sie zu begrüßen. Seither beschien sie mein Leben... wunderbar warm und hell...

So hell irgendwann, daß es mich blendete. So warm, daß ich mich nicht mehr regen konnte. Gleißend und heiß brannte sie auf mich herab, hoch, unerreichbar, ihre ganze Kraft darauf verwendend, ja sich ausbrennend geradezu dafür, daß ich es gut haben möge. Und ich hatte ihr nichts entgegenzuhalten. Kein kleiner Glanz, den ich erwarb, vermochte, in ihrem Licht zu bestehen.

Also floh ich in die Nacht, die mich kühl und lockend umfing, mich verführte zu verschwiegenen, verantwortungslosen Wonnen im wohligen Schutz entfremdender Dunkelheit... und ich fiel darein, immer tiefer, wurde aufgesogen von einer Sphäre, in der nichts sichtbar war und also auch nicht erklärt werden mußte. Nur Nacht, Stille, Kühle...

Nun ist mir kalt. Meine Augen sehnen sich nach Licht. Ich renne dem Horizont zu, sehnsuchtsvoll hoffend zu finden, aufs neue zu gewinnen, was ich einst floh. Doch meine Sonne scheint nicht mehr. Um mich bleibt nur die Nacht.