Sonntag, 30. Januar 2011

Halber Tod

Namenloser Schmerz. Das Leben erstarrt. Alle Hoffnung zerstört, alle Freude vergangen. Und während kalte Übelkeit das Gedärm durchfriert und das Herz zu eisigen Splittern zerspringt, vernebelt dumpfe Sinnlosigkeit den fassungslosen Blick. Düster, kalt, leer. Ein Versinken in wattigem Nichts.

Schwindlig vor Leid fällt die Seele ins Koma. Nichts fühlen, nichts denken. Längst rollen keine Tränen mehr aus den brennenden Augen. Ein halber Tod. Alle Wege sind gegangen, alle Kämpfe gekämpft. Was bleibt, ist Ohnmacht.

So geht es zu Ende.

Freitag, 28. Januar 2011

In der Schwebe (2)

Das Warten ist das Einfachste. Die Leichtigkeit, mit der man sich Entwicklungen hingibt, die man mit der Kraft seiner Liebe und seines Glaubens zärtlich beeinflußt... wie bei einer Seifenblase, die man in die Luft haucht, und die schillernd und schwerelos umherwabert, immer in der Gefahr, an einem Stein zu zerplatzen oder einem allzu scharfen Gedanken... Und also ist es an uns, sie feinfühlig abzufangen, sie hier und da in eine neue Richtung zu pusten und uns an ihrem Flug zu erfreuen, solange er eben dauert.

Sie schwebt, anmutig, leicht und frei, und wenn die Luft mild ist und wir gut aufpassen, schwebt sie hoch hinauf in ungeahnte Dimensionen... Vielleicht wird sie in einer günstigeren Umgebung, irgendwo auf Wolke sieben, wo kein Gedanke je hingelangt, weich aufgefangen, zugelassen, wird fest und echt wie Kristall, so daß sie glänzt bis ans Ende der Welt. Vielleicht platzt sie auch irgendwann. Diese Gefahr ist nie zu bannen. Aber bis dahin ist sie so schön, so beglückend, daß sich das Warten nicht nur lohnt, sondern eine Freude an sich ist.

Seifenblasen sind fragil. Die meisten vergehen. Wenn wir sie aber absichtlich zum Platzen bringen, bevor ihr Flug beendet ist, weil wir denken, es sei ja doch unvermeidlich, nehmen wir uns selbst die Chance auf glückvolle Momente, wie sie auch und gerade in der Schwebe zu erleben sind.

Freitag, 21. Januar 2011

In der Schwebe (1)

Das Warten ist das Schwerste. Die Ohnmacht, mit der man Entwicklungen ausgesetzt ist, die man nicht mehr beeinflussen kann. Wie bei einem Pfeil, der, einmal abgeschossen, sein Ziel trifft, oder eben nicht - nichts bleibt uns als seinen Flug bangend und hoffend zu verfolgen.

Ruhiger Mut, heitere Gelassenheit - sich darein zu finden ist wohl die Kunst in solchen Lebensphasen. Der Pfeil fliegt, ob wir uns nun grämen, zerfleischen, mit dem Fuß aufstampfen oder eben gleichmütig den Ausgang erwarten. Den eigenen Wunsch nicht zum Maß dessen zu erheben, was geschieht, macht frei.

Leicht gesagt. Viel leichter als gelebt. Denn erstens liegt es nicht in unserer Natur, daran zu glauben, daß wir die Dinge nicht mehr beeinflussen können. Unserem kindisch-trotzigen Willen dichten wir noch während des Fluges eine gestaltende Kraft an und hadern weniger mit dem Schicksal als mit unserer vermeintlichen Schwäche, wenn er sich nicht verwirklicht. Und zweitens mag eine Ungewißheit gelassen-heiter zu ertragen sein. Dutzende hingegen überfordern und verdüstern unser Gemüt.

Wir brauchen einen Halt. Wir brauchen berechtigten Anlaß zur Hoffnung. Wir ersehnen kleine Zeichen, die uns Mut machen, die zumindest eine Tendenz andeuten, ein liebes Wort, einen Spalt in der Tür, ein Zwischenlob. Vielleicht sogar brauchen wir beizeiten Zeichen, die unsere Hoffnung dämpfen, damit wir uns auf eine Enttäuschung einstellen und vorbereiten können. Und es ist menschlich und absolut berechtigt, daß wir solche Zeichen wollen. Der ganz und gar orientierungslose Schwebezustand ist es, den wir nicht ertragen.

Vieles ist in der Schwebe. Immerzu. Und im Moment ganz besonders. Berufliches, Privates. 2011 - ein Schwebejahr. Es fällt mir nicht leicht, damit umzugehen, und meine Sehnsucht nach eindeutigeren Zeichen wächst. Aber ich werde nicht mit dem Fuß aufstampfen. Nein, nein. Ich bin ruhigen Mutes. Heiter und gelassen. Ich blicke den vielen Pfeilen nach, die ich nach bestem Können und mit klaren Zielen abgeschossen habe. Und ich glaube daran, daß sie treffen. Bis ihr Flug beendet ist.

Und auf einen blicke ich ganz besonders gespannt.

Mittwoch, 19. Januar 2011

Winter

Ja, es ist Januar. Winterzeit. Und doch wurde mir gerade unendlich viel Wärme gegeben. Als ich schon glaubte, alles sei erfroren - mein Herz, meine Hoffnung, meine Seele, mein Leben - bestrahlte die Sonne einer herbststurmerprobten Liebe meine vereiste Welt und machte das Erstarrte neuerlich sich regen...

Der Winter währt nicht ewig. Was erstorben scheint, gewinnt neues Leben; was erkaltet wirkt, reckt wohlig sich nach Wärme, und wo die Zuversicht fast eingegangen wäre, wird sie neu genährt. Die Kälte wird vergehen, und das Leben erneut sich seine Bahn brechen, bunter vielleicht und unendlicher in seiner Vielfalt denn je zuvor. Jeder Zweig des Lebensbaumes tropft sich vom Eise frei, drängt zartgrüne Triebe durch die nasse Rinde zum gierigen Verzehr von Licht und Luft, und das Tauwasser versickert entmachtet im Boden. Nicht einmal Glaube ist nötig, um daran festzuhalten, sondern lediglich Geduld, denn der Verlauf, so quälend langsam er sich unserer sehnsuchtsvollen Wahrnehmung darstellen mag, ist unaufhaltsam.

Meine liebe beste Freundin, dies ist die dritte Jahreszeit, die ich Dir widme, und ich tue es in tiefer Dankbarkeit dafür, daß Du mein Eis stets zu schmelzen vermagst, bevor es mich ganz einschließt. Ich möchte Dich nicht missen, zu keiner Zeit des Jahres, und jedem, der zu erfrieren droht, wünsche ich einen Sonnenmenschen wie Dich.

Ljubim te.

Samstag, 15. Januar 2011

Grundsätzlichkeiten

Zuweilen trifft man Menschen, die auf, wenn nicht alle, so doch viele Fragen mit "Grundsätzlich ja!" antworten.

Es verwirrt zunächst ein bißchen, weil man eindeutigere Aussagen erwarten oder doch zumindest vorziehen würde. Beim gebrannten Kind setzt also zunächst die Wirkung der negativen Konnotation ein, die diese Antwort hat - "grundsätzlich ja" kann eben auch bedeuten: "Aber hier und jetzt sicher nicht!"

Schließlich jedoch versöhnt man sich mit dem Grundsatz, denn - soviel begreift man gerade noch rechtzeitig - mehr als ein solcher ist er ja nun mal nicht. "Grundsätzlich" bedeutet, daß im Einzelfall durchaus alle wünschenswerten Möglichkeiten gegeben sind. "Grundsätzlich ja" ist immerhin eine positive Entscheidung im Allgemeinen, ein generelles Ja, das im Besonderen nur dann eine Ausnahme erfährt, wenn gewichtige Gründe dies nahelegen.

"Grundsätzlich ja" ist kein "Hier-und-jetzt-Ja". Aber es ist immerhin weit davon entfernt, ein "Nein" zu sein. Damit kann ich vorderhand sehr gut leben.

Donnerstag, 13. Januar 2011

Schicksal

Warum es Probleme gibt? Weil es echt ist.
Nur die Illusion funktioniert reibungslos. Wer sie wählt, hat - für eine Weile - keine Probleme. Außer der heimlichen Sehnsucht nach dem Echten.
Das Schicksal fällt nicht meteoritengleich vom Himmel. Es bietet sich an und will durch die Überwindung von Schwierigkeiten verdient werden.
Darin allein liegt Kühnheit, und wer sie wagt, gewinnt alles. Für immer.

Dienstag, 11. Januar 2011

Alles auf Anfang

Nur wenige Lebensläufe weisen einen schnurgeraden, schnörkellosen Verlauf ohne Rückschläge, Zweifel, Niederlagen, Abwege und Sackgassen auf. Und mal ehrlich - diese Lebensläufe sind auch denkbar langweilig. Das Leben ist nun mal nicht bis ins Kleinste berechenbar. Wir vertrauen einem Menschen, und er enttäuscht uns. Wir bitten um Geduld und werden verlassen. Wir beginnen zu lieben und werden verletzt. Wir hoffen auf einen Erfolg, und er bleibt aus. Und zuweilen treffen uns Schläge, die uns zu Boden schmettern und fast zerstören. Sie treffen uns an unseren empfindlichsten Stellen, an Stellen vielleicht, die gerade erst wieder verheilt sind, und reißen klaffende Wunden genau dahin, wo wir sie am schmerzhaftesten spüren. Fassungslos, starr vor Entsetzen und gelähmt vor Schmerz stürzen wir ins Nichts. So ist das Leben zuweilen.

Aber das ist in Ordnung. Man kann jederzeit mit allem neu beginnen. Man kann sich Menschen, die einem wehgetan haben, fürderhin vom Leib halten; man kann nach einem Mißerfolg ein paarmal durchatmen und dann anfangen, sich der nächsten Aufgabe zu stellen, vielleicht eine oder zwei Stufen tiefer, aber man kann neu beginnen. Für eine Herausforderung, an der man scheitert, war man eben noch nicht reif genug, und ein Mensch, der einen wissentlich verletzt, war unsere Freundschaft, unsere Liebe niemals wert.

Niemals aufgeben. Zurück ins Rennen. Ein Mantra, das sich zugegebenermaßen leichter aussprechen als umsetzen läßt, aber doch eine unverzichtbare Voraussetzung des Überlebens. Dazu gehört wohl auch, sich nicht vom unabänderlichen Vergangenen lähmen zu lassen, so sehr uns die Niederlage auch schmerzt. Was war, interessiert nicht die Bohne. Überwinden, vergessen, zur Not auch verdrängen, aber keinesfalls sollte Geschehenes mehr Macht über unser Handeln, unseren Mut und unsere Offenheit, kurz: unser Leben haben als das, was an wunderbaren Möglichkeiten noch vor uns liegt.

Dieses Jahr fordert mich heraus, und ich habe meine erste herbe Enttäuschung bereits hinter mir. Aber ich mache weiter. Ich versuche es wieder und wieder.

Alles auf Anfang.

Mittwoch, 5. Januar 2011

Neue Wege

In einem stillen,
tiefen Bach er-
säuft' ich
meine Liebe.
Versuchte es
zumindest.
Doch schwamm sie
obenauf, anstatt
gurgelnd hinab
zu sinken,
ward munter gar vom
tiefen Bach er-
faßt und neuen
Ufern zugespült.
Wohin genau,
das weiß ich nicht.
Ich folge ihr
und warte.