Montag, 30. April 2018

Hängt Flaggen auf!

Nun hängen also bald Kreuze in allen bayerischen Behörden - ein grober, billigstem Wahlkampfkalkül entsprungener Unfug, der nicht nur von den unchristlichsten Motiven, nämlich dem schnöden Gewinn in fragwürdige Richtungen driftender Wähler und damit dem tumben Erhalt von Macht, getrieben ist, sondern zudem das heilige Kreuz, an dem Jesus Christus litt, um für unsere Sünden zu büßen, zur folkloristischen Kulturikone verzwergt.

Wer unbedingt ein Symbol für abendländische Werte, für Frieden, Freiheit und Demokratie, für Aufklärung und Humanismus in Ämtern, Behörden und sonstigen staatlichen Stellen haben will - ich hätte da eins! Eines, mit dem sich tatsächlich jeder identifizieren sollte, der in diesem Land lebt, egal, woher er kommt oder an was er glaubt. Eines, unter dem man sich in seinen Rechten und seiner Würde sicher fühlen darf. Eines zudem, das wir viel zu lange sehr stiefmütterlich behandelt und zuweilen sogar verschämt vermieden haben:

Das schwarz-rot-goldene Banner unserer Bundesrepublik, jene Trikolore der deutschen Demokratiebewegung des Vormärz, die Farben, die 1832 aufs Hambacher Schloß getragen und 1933 von den Nazis genau dieser Werte wegen in den Schmutz getreten worden sind, unsere Fahne, die über der unblutigen Revolution von 1989 wehte und für das beste, freieste und friedlichste Deutschland steht, das es je gab, für Offenheit, Verständigung, Völkerfreundschaft, Teilhabe und Entfaltung.

Gut, ein paar verirrte Spaziergänger, Alternativdeutschländer und Wutbürger laufen in historischer Unbildung auch damit rum, aber das tun sie mit dem Kreuz ja ebenfalls. Ihnen diese Farben zu überlassen, wie es leider bei jeder Pegida-Demonstration geschieht, war von jeher ein fataler Fehler - Schwarz, Rot und Gold gehören doch recht eigentlich mit Fug und Recht auf die Seite der Gegendemonstrationen!

Darum: Hängt die Flagge in jedes Foyer, in jedes Amtszimmer, in jeden Klassenraum und jeden Wartesaal. Hängt sie in unsere Bahnhöfe, in die Kaufhäuser und in die Hotels. Mit diesem Bekenntnis zu unserer Kultur und Identität könnte ich sehr gut leben!