Donnerstag, 17. März 2022

Willst du das?

Da stehst du nun in deinem Tarnanzug, das Gewehr in der Hand, den Helm auf dem Kopf, ein weißes Z auf dem zugigen Laster, der dich und die anderen hergekarrt hat wie Vieh. Tief in einem Land, das nicht deins ist, stehst du da und tötest Menschen, die dir nichts getan haben. Weil man es dir befohlen hat. Weil man dir erzählt hat, diese Menschen seien deine Feinde. Weil der neben dir genau das Gleiche tut. Vielleicht habt ihr ja Angst, es nicht zu tun. Aber willst du es? 

Willst du das wirklich sein? Ein Mörder? Ein Dieb? Ein seelenloser Henker, ein gefügiges Werkzeug eines fernen, reichen Tyrannen, dem dein Leben egal ist? Du hast doch mal so viel gedacht. So viel gewollt. Du hast von Liebe geträumt und vom Glück. Willst du jetzt wirklich, daß deine Taten als die grausamsten, meistverachteten Verbrechen dieses Jahrhunderts in die Geschichte eingehen? Willst du nichts erreicht, nichts bewirkt haben in deinem wertvollen Leben als Leid, Qual, Tod, Zerstörung und Haß? Willst du das wirklich? 

Willst du, daß deine liebe Heimat auf Jahrzehnte mit Mißtrauen betrachtet und ihr Name mit Verachtung ausgesprochen wird - wegen nur eines Menschen mit Wahnsinn im Kopf und Haß im Herzen? Willst du das wirklich? Oder möchtest du nicht lieber in die Welt tragen, was dein Land schön und großartig macht, seine Kultur, seine Seele, seine Schönheit, seine Liebe, die Güte seiner Menschen und den Beitrag, den es zum wundervollen Bild der Welt leisten kann? Möchtest du nicht lieber Menschen umarmen als sie zu töten? Möchtest du nicht lieber mit ihnen lachen, spielen und Wodka trinken, als sie zu Tode zu ängstigen, nur damit du deine eigene Angst nicht mehr so spürst? 

Du schießt. Ein Feind? Ein Kind? Eine Familie? Nichts mehr regt sich. Leben, Liebe, Hoffnung endet. 

Soldat, bitte frage dich: 
Was willst du wirklich?