Mittwoch, 25. Dezember 2024

Zeit für Vorbilder

Zu Weihnachten dürfen wir uns mal überlegen, wer unsere Idole sind und an welchen Vorbildern wir unser Verhalten ausrichten und unsere Gesellschaft gestalten wollen. Denn hier und da scheint mir doch ein wenig Heuchelei und Widersprüchlichkeit mitzuschwingen.

So kann man meines Erachtens nicht die Geburt Jesu Christi feiern und zugleich beispielsweise Elon Musk bewundern. Man kann nicht einerseits Selbstlosigkeit, Güte und Nächstenliebe zum Anlaß gerührter Festlichkeit nehmen und andererseits Eitelkeit, Selbstsucht und Menschenverachtung als durchsetzungsstarkes Machertum bejubeln. Man kann nicht zur Verteidigung des christlichen Abendlandes auf die Straße gehen und zugleich ganze Menschengruppen mit Haß, Hetze und Ausgrenzung begeifern.

Jesu personifizierte Mildtätigkeit, Inklusion und Liebe, und zugleich jene sittliche Verrohung, die in unserer social-media-verzerrten Wirklichkeit immer mehr zum scheinbaren Erfolgsrezept wird - das paßt einfach nicht zusammen.

Es braucht keine Religion, nicht einmal einen Gottesglauben, um zu erkennen, daß Jesus das bessere Vorbild ist, denn die Qualität von Vorbildern muss sich immer daran messen lassen, welche Art von Gesellschaft sie schafft. Und da leisten die Musks dieser Welt gerade nichts Gutes.

Zu Weihnachten, vor einem schicksalhaften neuen Jahr 2025, ist es also eine gründliche Überlegung wert, wen wir uns zum Vorbild nehmen. In meinen Augen liefert Jesus da einfach überzeugender.

Freitag, 20. Dezember 2024

Die dunkle Seite des Erfolgs

Wie professionell sind eigentlich Ängste? Wie geschäftlich sind Zweifel? Und wie sehr schadet es dem Ruf, über Schwäche und Überlastung zu sprechen?

In geschäftlichen Umgebungen oder bei LinkedIn geht es immer um Höchstleistungen, um Ziele, Strategien und Erfolge, um den nächsten Job und das höchste Ansehen. Von den dunklen Seiten des Dauervolldampfs bekommt man selten etwas mit.

In persönlichen Gesprächen, die ich mit Führungskräften und Leistungsträgern führe, entsteht jedoch oft ein anderes Bild. Menschen erzählen mir von ihren Grenzen, von Ausgelaugtheit und Zweifeln. Die Palette reicht vom einfachen Lampenfieber über Leistungsdruck und Versagensängste bis hin zu fundamentalen Sinnfragen.

Es geschieht etwas unter der Hochglanzfassade der optimierten Profile und Persönlichkeitsmarken. Eine schleichende Überforderung der Hochleistungskultur, die kein Scheitern akzeptiert und nur Erfolgsgeschichten hören will. Und es ist nicht gut für uns.

Was die Seele zerreißt, den Geist überspannt und das Herz erdrückt, kann so erstrebenswert doch wohl nicht sein. Was Umsatz und Wachstum auf Kosten der mentalen und körperlichen Gesundheit  schafft, ist eine kritische Betrachtung wert. Gewiß, Wirtschaft ist wichtig für Wohlstand und Sicherheit - davon ist derzeit viel die Rede im Wahlkampf. Aber sie darf den Menschen nicht auffressen.

Denn alles im Leben hat nun mal zwei Seiten. Leistung muß auch mal Tiefpunkte erleben dürfen. Erfolg muß das Scheitern zulassen. Motivation muß Raum für Frust lassen und Wachstum muß zeitweiligen Stillstand ertragen können. Und das alles nicht nur im Sinne einer halbherzigen, stirnrunzelnden Toleranz, sondern einer ergänzenden Gegensätzlichkeit, eines Zusammengehörens der beiden Teile, die einander wie Yin und Yang bedingen.

Erst, wenn wir es zulassen und sogar begrüßen, daß Menschen auch über Ängste sprechen, ohne als Versager oder Verlierer diffamiert zu werden, und wenn wir jenen helfen, die mit Zweifel, Schwäche, Frust und Panik zu kämpfen haben, können wir guten Gewissens unsere Erfolge feiern.