Freitag, 24. Januar 2025

Patriotismus - eine romantische Erfindung

Über Patriotismus und meine besonders sentimentale Spielart dieses Phänomens habe ich mir offenbar schon immer Gedanken gemacht - zum Beispiel 1991 in einer dreizehnseitigen, handschriftlichen Abhandlung über das deutsche Problem mit der eigenen Nationalität, das nur Extreme zu kennen scheint, die romantischen Wurzeln des Patriotismus im Vormärz, die historische Bedeutung des schwarz-rot-goldenen Banners und den politischen Mißbrauch der Vaterlandsliebe. Ich schrieb das Stückchen mit zarten 20 Jahren. Hier ein Ausschnitt aus dem Manuskript, das mir heute beim Aufräumen in die Hände fiel, zur geneigten Unterhaltung - ich selbst fand vieles noch heute absolut zutreffend:

"[...] Warum wird in deutschen Spießerköpfen der sog. Patriotismus immer politisch definiert? Ist es nicht nicht viel eher ein romantisches Gefühl, welches sich aus kultureller Verbundenheit und Gemeinsamkeit zum Heimatland ergibt? Auch kindheitliche Erinnerungen können da eine Rolle spielen, oder die Landschaft, in der man aufgewachsen ist, oder die gemeinsame Sprache - was weiß ich, es ist halt ein Gefühl! Ein Gefühl romantischer Empfindung, und nicht ein Gefühl nationalistischer Überheblichkeit. Nur weil ich das, was mich umgibt, irgendwie liebe, heißt das doch nich, daß ich es für besser halte als das "Fremde". Es betrifft mich nur direkter. [...]"