Zehn Tage lang habe ich auf Facebook nun nichts Politisches mehr geschrieben, zehn Tage kein Ereignis kommentiert, keinen Mißstand angeprangert und keine der zahllosen Scheußlichkeiten verurteilt, die uns auf allen Kanälen grell und schonungslos entgegenschreien. Tag für Tag nichts als Gier, Haß und Gewalt, und zu allem soll man sich Gedanken machen, eine Meinung haben und eine Haltung zeigen - es wurde mir einfach zuviel. Und so habe ich eben eine Weile nur Fotos gepostet, weil irgendjemand dazu aufgerufen hatte. Schwarzweiße, schöne.
Manchmal kann ich es einfach nicht mehr ertragen, welchem Wahnsinn die Menschheit gerade an allen Ecken und Enden der Welt zu verfallen scheint, welcher Grausamkeit sie fähig und welch sturer Dummheit sie untertan ist. Als habe es nicht alles schon gegeben, als sei nichts da, woraus zu lernen wäre, wie schrecklich ideologischer Wahn endet, sei er religiös, rassisch oder nationalistisch. Als wäre die Geschichte ein weißes Blatt, das es mit möglichst viel Blut und Scheiße zu besudeln gelte. Die primitivsten Triebe scheinen jede Erfahrung auszuhebeln, und die starken Männer des Planeten sind gerade diejenigen, die sie am rücksichtslosesten zu befriedigen trachten.
Da kann's einem schon mal die Sprache verschlagen, und man fragt sich: Wozu eigentlich? Ist nicht eh alles längst aus dem Ruder gelaufen? Ist der Abschwung ins Viehische nach einer Phase trügerischen Friedens überhaupt noch aufzuhalten? Und hört eigentlich jemand zu, wenn man nicht eben laut, schlicht und brutal daherredet? Abonnentenzahlen, die Facebook-Währung also, zu vergleichen, kann jedenfalls ganz schön frustrierend sein.
Und doch: Irgendwann setzt sich mein Drang durch, zu sagen, ja herauszuschreien, was mich empört, schmerzt und meine Humanität beleidigt. Und so werde ich meine Worte wiederfinden, auch wenn sie mir gerade ausgegangen sind. Vielleicht lesen sie nur eine Handvoll Menschen, vielleicht bleiben sie im großen Diskurs irrelevant.
Vielleicht. Aber zumindest werde ich nicht geschwiegen haben.
P.S.: So eine Phase hatte ich schon einmal. Damals entstand dazu dieses Textchen.