Dienstag, 18. August 2020

Mein Platz

Was mich am meisten nervt an der Pandemie, sind nicht die Masken, auch wenn sie lästig sind. Es sind auch nicht die Covidioten, auch wenn ich es grotesk finde, wenn sie mit Schwarz-Rot-Gold herumlaufen und damit eine Gemeinschaft beschwören, auf die Rücksicht zu nehmen sie sich jedoch eines egozentrisch definierten Freiheitsverständnisses wegen weigern.

Nein, es sind diese Schilder, die heutzutage an vielen Gastronomien zu sehen sind: "Wir zeigen Ihnen Ihren Platz!" Nee, möchte ich sagen, das tut Ihr nicht. Denn meinen Platz kenne ich. Geographisch, familiär, sozial und beruflich. Da brauche ich keinerlei Nachhilfe von einem Oberkellner. Ihr dürft mich jedoch zu meinem Tisch geleiten, das wäre nett, denn natürlich müssen wir alle zusammenhalten und die Regeln beachten, um dieses dämliche Virus in den Griff zu kriegen und uns gegenseitig zu schützen. Weil so nämlich Gemeinschaft geht. Schwarz-Rot-Gold und so.

Die ordnende Zuweisung eines Tisches, die kann man anders kommunizieren. Nett und respektvoll. Worauf ich jedoch ganz empfindlich reagiere, ist, wenn mir jemand meinen Platz zeigen will. Daran haben sich wahrlich schon andere die Zähne ausgebissen.