Samstag, 2. September 2023

"Riesen-Ego, der Typ - echt geil!"

Es gibt Begriffe, die meinen Widerstand erregen. Wörter wie "Gewinner", "Erfgstyp" oder eben "Riesen-Ego". Denn sie beschreiben oftmals nichts anderes als Menschen, die ausschließlich auf ihren Vorteil, ihr Weiterkommen fokussiert sind. 

Was mich am meisten irritiert, ist, wie positiv diese Begriffe immer noch besetzt sind und wie fragwürdig wir offenbar Erfolg definieren. Mal abgesehen davon, daß meiner Erfahrung nach die besonders ehrgeizigen Zeitgenossen in Wirklichkeit gar kein großes, sondern ein eher kleines Ego haben, das sie durch gesellschaftlich anerkannte äußere Muster zu kompensieren versuchen, scheint mir der Egotrip, den sie dabei fahren, selten positiv. Zu wenig wird von solchen Menschen ans Gemeinwohl gedacht, in kohärenten, interdependenten Systemen, in Teams und Interessengemeinschaften, und zu sehr in brutaler Durchsetzung der eigenen Ziele. Und irgendwann hat man das, was oft als "toxic high-performer" beklagt wird. Rücksichtslosigkeit, auch wenn sie viel zu oft als (sehr vermeintliche) Stärke bewundert wird, sollte aber kein konstituierendes Merkmal dessen sein, was wir als Erfolg betrachten. 

Ich freue mich daher immer, wenn Menschen ihre Talente und Ambitionen in den Dienst eines höheren Ziels stellen, einer Gemeinschaft etwa oder eines Unternehmens, eines Teams und eines Kunden, oder eben der Gesellschaft an sich, und darin auch Förderung und Resonanz erfahren. Für solche positiven Erfahrungen bin ich dankbar, schaffen wir auf diese Weise doch genau die Grundlagen, die unsere Gesellschaft im Ganzen so nötig hat: Austausch, Verständnis, Respekt und Gemeinsamkeit! Diese Werte machen die Welt allemal besser als alle "Riesen-Egos" und "Gewinnertypen".