Ihr Vater, der ein König, ein reicher Kaufmann oder ein einflußreicher Höfling gewesen sein mag, sperrte sie in einen Turm, um sie von der Außenwelt abzuschirmen. Ihre Hinwendung zum Christentum versuchte er durch Peinigungen zu verhindern, aber Barbaras Glaube festigte sich unter der Folter erstrecht. Sie ließ als Symbol der Dreifaltigkeit ein drittes Fenster in den Gefängnisturm brechen und empfing die Taufe. Dem Beschluß des Vaters, sie zu töten, entging sie zunächst durch eine wundersame Flucht, wurde dann aber doch gefaßt und auf die grausamste Art umgebracht.
So berichtet es die Legende. Mich hat die Geschichte immer fasziniert, nicht nur der unbedingten Glaubensstärke wegen, die Barbara bewiesen hat, sondern auch, weil es mir so grotesk erschien, diesen Beweis ausgerechnet gegen die rücksichtslosen Grausamkeiten des eigenen Vaters führen zu müssen. Zudem ist Barbara die Schutzheilige unserer Familie, und seit Jahrhunderten wird in fast jeder Generation ein Mädchen auf den Namen Barbara getauft, zuletzt meine Großmutter und meine Mutter.
Zugegeben, dieser Text hat keine echte Pointe, aber ich wollte den bedeutendsten Namenstag unserer Familie nicht unerwähnt verstreichen lassen. Für einige Barbaras, die mir im Leben begegnet sind, bin ich zutiefst dankbar. Drei von ihnen gehören zu den wunderbarsten Menschen, die ich je traf. Schön, klug und willensstark sind sie und spornen mich damit täglich dazu an, auch meinerseits ein besserer Mensch zu werden.
Alles Gute zum Namenstag und danke für alles.