Der seltsame Moment, wenn man anfängt, aufzuhören - wie sehr berührt er mich jedesmal aufs Neue. Wenn die Sekunden Dir heiser davon zu flüstern beginnen, eine aussterbende Spezies zu sein, deren Großteil Du schon getötet hast... Wenn Du aufhörst, in die Pedale zu treten, weil der Schwung für die verbleibende Strecke ausreicht... Wenn der Pilot durchsagt, man habe soeben die Reiseflughöhe verlassen und befinde sich im Landeanflug auf ein Ziel, von dem Du gar nicht weißt, ob Du hinmöchtest, ja das Du gar zu überfliegen gehofft hattest, und von dem Du doch wußtest, daß es unausweichlich das Ende der Reise sein würde, weil eben kein Treibstofftank groß genug ist für einen ewigen Höhenflug.
Es ist der Wandel, der uns traurig macht, der Zerfall von schönen Illusionen durch das Erkennen der ihnen zugrundeliegenden Wirklichkeit, und die Veränderung liebgewordener Zustände, die wir gern gehalten hätten, ungestört durch Lebensturbulenzen, eingefroren und wie den Faustschen Augenblick zum Verweilen überredet. Allein, nichts bleibt je, wie es ist, und so gut und wichtig das ist, so schmerzhaft kann es auch sein. Umdenken wird nicht leichter, und zugeben müssen, daß sich ein Zustand überlebt, ja daß man sich vielleicht sogar geirrt hat, ist wohl das Schwierigste am Leben. An meinem zumindest.
Doch wohnt jeder Veränderung auch eine Bewegung, eine Kraft inne, und jedem Anfang, wenn man es glauben mag, ein Zauber. Sie zu nutzen, diese Kraft, sich selbst und Liebgewonnenes zu entwickeln, voranzubringen, höheren Ebenen zuspülen zu lassen oder diese gar selbst zu erklimmen, ist das Geheimnis des Glücks, das ich noch lernen muß. Ich bin noch nicht perfekt darin. Aber ich arbeite dran.
Der seltsame Moment, wenn man anfängt, aufzuhören, ist auch immer der Moment, in dem man beginnt, anzufangen. Und plötzlich erscheint es gar nicht mehr so schlimm, ein Ziel zu haben, das man anfliegt. Wer hängt schon gern ewig in der Luft.