Mir ist der Name meines Freundes E. egal. Namen, Titel – Himmel, was sagen die schon? Es gibt so viele Graf Vollidiot und Prof. Dr. Schweinehund da draußen, daß ich mir andere Kriterien für meine Freundeswahl gesucht habe. Hauptsächlich, ob jemand einfach ein guter Mensch ist. Von meinem Freund E. glaube ich das. Alles an ihm wirkt gutherzig, fast ein bißchen naiv, man möchte sagen: zu gut für und eben darum nicht ganz und gar von dieser Welt.
Denn mein Freund E. hat sich etwas bewahrt, das manchem wohl lebensfern, mir indes durchaus vertraut und liebenswert erscheint: Kindlichkeit. Jene gutherzige, naive Kindlichkeit, die sich zu begeistern vermag, die die Phantasie schweifen und ihren bunten Staub auf den grauen Alltag niedertaumeln läßt, und die sich nicht geniert zu leuchten, zu fiebern und zu spielen. Mein Freund E. überfliegt einen Artikel zum Einsatz von Flugzeugträgern und liest versehentlich "Flugsaurier", was ihn für einen zauberhaften Moment wohlig verzückt. Er wird in ein Ritterkostüm gesteckt, ein echtes, mit schwerem Kettenhemd, Wappenrock, Topfhelm und langem Schwert, und möchte es gar nicht mehr ausziehen, so sehr durchprickelt ihn der Spieltrieb. Und wenn ein Star Wars Film angekündigt wird, postet er die Vorschau und bebt dabei vor Vergnügen.
Das alles soll nicht andeuten, mein Freund E. habe nur kindliche Flausen im Kopf. Keineswegs! Die ernsten Themen sind ihm sehr wichtig, und so beschäftigt er sich immer wieder mit dem Krieg, dem Hunger und der Politik, mit allem, was diese Welt, für die er zu gutherzig ist, an Elend hervorbringt, vor allem aber mit dem Glauben, der bei ihm rein und stark ist. Alles Böse bedrückt ihn, und wenn in der Kommentarspalte seiner Postings darüber diskutiert wird, äußert er sich selten, sondern läßt die Vielfalt der geäußerten Meinungen auf sich wirken, dankbar und neugierig.
Ich kann viel lernen von meinem Freund E. Und möchte es auch. Eines Tages, wenn er vielleicht ist, was ich ihn nenne.
Mein Freund E.