Samstag, 15. Dezember 2018

Als meine Liebe starb

Als meine Liebe starb - ich weiß gar nicht genau, ob an Unterernährung, dem Tumor aus Täuschungen oder den inneren Blutungen, die zahllose Schläge verursacht hatten...

...als meine Liebe also endlich starb, spürte ich zunächst - nichts. Gar nichts. So sehr nichts, daß das Vakuum in mir sich schließlich zusammenzuziehen und einen krampfigen Schmerz auszulösen begann. Aber nur kurz. Denn es sog auch Leben an, echtes Leben, echte Gefühle, echte Menschen, die sich kein Selbstbild zurechtlügen, sondern zu sich stehen können. Zu ihren Schwächen. Zu ihrer zarten Seele. Und zu mir. Endlich.

Als meine Liebe starb, ging etwas Großes. Etwas, an das ich geglaubt und auf das ich vertraut hatte. Etwas, das mir Grundlage und Antrieb für alles war, was ich tat. Etwas so Großes, daß es die vielen kleinen Dinge verdeckte, die mich hätten warnen sollen, all die Falschheit, den Verrat unsichtbar, unerkennbar machte oder mich doch wenigstens verlockte, einfach nicht hinzuschauen. Etwas so Großes aber auch, daß es viel Platz hinterläßt, Platz für das Wahre, das Gute, das ohne Betrug und Doppelgesichtigkeit auskommt.

Als meine Liebe starb, endete ein Wunder, das nie eins war, ein Glück, das ich nicht mehr für möglich gehalten hatte, und das auch nicht möglich war. Nicht dort jedenfalls, wo ich es erwartet, wo ich es gesucht hatte. Wo ich gekämpft, geopfert und geliebt habe - und doch verlor gegen den Ungeist der Täuschung. Diese Täuschung, sie verzerrte mich, sie verzerrte sich selbst solange, bis sie sich gefallen und mich verfemen konnte. Sie machte die ganze Welt zu einem Zerrbild und das Gesicht meiner Liebe zu einer häßlichen, lachhaften Fratze. Und die zeigte sie allen.

Als meine Liebe starb, sah ich plötzlich klar. Erkannte jenseits des gefühligen Nebels, was falsch, und fand, was richtig war. Immer schon. Meiner Liebe werde ich gedenken, durch Pflichterfüllung und Großmut. Sie ruht nun in Frieden, wird nicht mehr ausgenutzt und und wartet auf nichts mehr. Ob sie ermordet oder fahrlässig getötet wurde, steht dahin; ich werde diesen Prozeß nicht führen. Es spielt keine Rolle mehr. Denn ich bin endlich frei.