Mein Nachruf auf Klemens Pompetzki
Mein Onkel Klemens ist am Sonntag verstorben. Klemens Pompetzki, ein Künstler mit jeder Faser seines Herzens.
Er hat als Bildhauer mit Ton, Stahl und Bronze gearbeitet, als Maler in Öl, Tusche und Aquarellfarben. Er spielte so ziemlich alle Instrumente, und er hat bis in sein hohes Alter von 87 Jahren jeden Tag etwas geschaffen. Ruhelos war er in seinem schöpferischen Trieb, und dazu einer dieser Menschen, denen nie die Phantasie versagt, nie die Ideen ausgehen. In jedem Riß in der Wand, in jeder Wolke und jeder Baumwurzel sah er etwas Tieferes, eine Form, ein Gesicht, eine Geschichte.
Auch mein Leben hat er damit sehr beeinflußt. Als Kind durfte ich tagelang in seiner Werkstatt sitzen und aus Ton die abenteuerlichsten Dinge schaffen. Onkel Klemens hat mich das Ahnen gelehrt, das Sehen und Begreifen der Welt jenseits ihrer vordergründigen Erscheinung, das Hören jenes leisen Liedes, das in allen Dingen schläft. Er hat meinen Sinn für Form, für Schönheit und Ausdruck geschärft und mich in meinem eigenen Bedürfnis nach künstlerischer Verwirklichung gefördert.
Als er starb, war ich nicht da. Ich habe ihn nicht mal zu seinem letzten Geburtstag im Januar angerufen. Ich habe ihn vernachlässigt, seine Präsenz in meinem Leben als zu selbstverständlich vorausgesetzt. Wie ich es mit so vielen Menschen in meiner Familie mache. Und nun, da das Figurenkabinett meiner Kindheit in immer kürzeren Abständen zu schwinden beginnt, wird mir bewußter, wie wundervoll, wie einzigartig jeder einzele von ihnen ist, und was wir aneinander haben, solange wir noch leben. Ich habe Grund zur Dankbarkeit – und zur Achtsamkeit.
Gute Reise, Klemi. Und danke für alles.