Donnerstag, 23. Mai 2024

Verweigert niemals ein Gespräch!

Ich blicke auf mein Leben, das ich der Kommunikation gewidmet habe, und finde haufenweise Fehler, bei mir und überall, wo Menschen miteinander umgehen. Manchmal geht einfach alles schief; wir haben einen schlechten Tag, nehmen uns nicht genug Zeit, um besonnen und konstruktiv zu agieren, und lassen uns von Gefühlswallungen zu Aussagen hinreißen, die ein völlig falsches Bild zeichnen.

Das Wunderbare an der Kommunikation ist jedoch, daß sie die größten Zerwürfnisse nicht nur zu schaffen, sondern auch zu heilen vermag - einfach durch ein klärendes Gespräch, einen besonnenen Austausch unter neuen Voraussetzungen. Man muß sich nur darauf einlassen. 

Daher kann ich nur raten: Verweigert niemals, wirklich niemals jemandem ein Gespräch, der darum bittet! Denn offenbar hat sich ja etwas geändert. Offenbar gibt es neue Einsichten und Perspektiven, die den bisherigen Austausch ergänzen, bereichern und erweitern können. Wo auch nur die geringste Chance auf eine Klärung, eine neue Lösung, eine Entschuldigung, ein gewachsenes Verständnis oder auch nur einen versöhnlichen Abschluß besteht, sollte man miteinander reden. 

Leider tun das nicht alle. Zu tief sitzen oft die Verletzungen, die Ängste und die Vorurteile. Zu fest glauben wir, auf Grundlage der bisherigen Erfahrungen schon vorher zu wissen, was unser Gegenüber sagen, tun und fordern wird, und viel zu sehr versteifen wir uns damit auf Axiome, Annahmen und Assoziationen, die mit der Wirklichkeit vielleicht gar nichts (mehr) zu tun haben, weil sie reine Projektion unseres eigenen Denkens sind. "Mit Dir rede ich nicht mehr!" Wie unendlich traurig.

Wirklich: Verweigert niemals jemandem ein Gespräch, der darum bittet! Wir verpassen Chancen auf unvermutete Erkenntnisse, auf ansonsten ungelebtes Leben und auf wunderbare Erfahrungen und Überraschungen. Und immer tragen wir unfertige, wunde Stellen auf unserer Seele davon.

Diesen Grundsatz immerhin habe ich bei allen Fehlern, die ich im Leben kommunikativ gemacht habe, stets gewahrt, sogar bei Menschen, die mich sehr verletzt haben. Jeder und jede verdient eine zweite, vielleicht sogar eine dritte Chance. Und ich bin damit noch nie schlecht gefahren.

Im kommunikativen Nirgendwo

Manchmal kommt man an, ohne irgendwo zu sein.
Manchmal blickt man auf ein Gespräch zurück und staunt, wie viel Inhalt, Meinung, Bedürfnis aneinander vorbeirauschen kann.
Manchmal glaubt man so leidenschaftlich an die eigene Sicht, daß man versäumt, Fragen zu stellen.
Manchmal will man so sehr Recht haben, daß man das Ziel verliert.
Manchmal dreht sich eine Lage so schnell, daß man vom falschen Ende her mit ihr umgeht.
Manchmal geht einfach alles schief.
Manchmal geht gute Kommunikation in einer Flut gut gemeinter, schlecht gemachter Erklärungen unter.
Manchmal wünschte man, das Leben hätte eine Rückspultaste.
Manchmal kommt man an, schaut sich um und ist mittendrin - im kommunikativen Nirgendwo.

Mittwoch, 22. Mai 2024

Bedauern

Mich reut das ungelebte Leben
und alles, was ich nicht getan,
wo Möglichkeiten mir gegeben,
und mich doch hemmte banger Wahn.

Mich reuen die Gelegenheiten,
die zu ergreifen ich vermied,
anstatt beherzt mir zu erstreiten,
was mir das Leben grad beschied.

Mich reuen all meine Bedenken,
durch die mir manche Lust entging,
und was das Schicksal an Geschenken
mir anbot, die ich nie empfing.

Mich reu'n Ideen, die verschwiegen
und Lippen, die ich nicht geküßt,
Gefühle, die verborgen liegen,
obschon man sie ausleben müßt.

Mich reut die Furcht, die ich verschleiert
als Stolz der Welt entgegenhielt -
ich hab' als Selbstrespekt gefeiert,
was meine Ängste überspielt'.

Mich reut, daß ich nicht loszulassen
imstande war, und zu vertrau'n,
anstatt in Ängsten zu erblassen
und Chancen hinterherzuschau'n.

Und jetzt, da in den Tod ich gleite,
wird meinem alten Herzen klar,
welch wunderbare Lebensweite
in allem zu gewinnen war.

Samstag, 4. Mai 2024

Nein.

Ein klares, unerschrockenes Nein zu eurer Gewalt, ihr feigen Schläger, ihr tumben Verräter an allem, was dieses Land großartig und lebenswert macht, ihr Verächter des Geistes von Hambach und der Freiheit, für die unsere Vorfahren 1848 auf die Barrikaden gegangen sind und sich in der Paulskirche versammelt haben - unter Schwarz, Rot und Gold, diesen wunderbaren Farben der Demokratie, die ihr so dummdreist für euer hassvolles Geifern zu vereinnahmen versucht. 

Aber es sind nicht eure Farben, es ist nicht euer Land. Schwarz-Rot-Gold sind die Farben aller Menschen, der hier in Frieden und Freiheit leben möchten, das Recht respektieren und bereit sind, sich einzubringen, ganz gleich, welcher Herkunft, Hautfarbe, Religion oder Sexualität sie sind. 

Ihr aber habt zum Gedeihen Deutschlands nichts beizutragen, und nichts sät ihr je aus als Hass, Zerstörung, Frust und Gewalt. Eure Anführer dienen willfährig fremden, bösen Herren und sind bereit, ihre Heimat gegen Geld der Düsternis und Knechtschaft auszuliefern. Nein, mit euch ist kein Staat zu machen - und es wird auch nicht geschehen. 

Denn wisset dies: Wir lassen uns nicht einschüchtern. Wir sind mehr. Und wir verteidigen diese Demokratie, diese Freiheit und dieses Land, das seine Herausforderungen nur in Einigkeit und Recht und Freiheit bewältigen kann und im Glanze dieses Glückes erblühen wird, wenn wir zusammenhalten, einander respektieren und gemeinsam eine menschenwürdige Zukunft schaffen. 

Und genau das machen wir jetzt.