Freitag, 29. November 2024

Laß uns reden

Kaum etwas belastet Beziehungen mehr als Unzuverlässigkeit - ganz gleich, ob Geschäfts- oder Liebesbeziehungen, Freund- oder Bekanntschaften. Wo jemand Wankelmütigkeit und erratisches Verhalten zeigt, belastet er sein gesamtes Umfeld.

Das fängt bei der Kommunikation an. Ich habe erlebt, daß jemand meine Nähe gesucht und den Umgang dann plötzlich abgebrochen hat, hernach um ein weiteres Gespräch bat und dann wieder in tiefes Schweigen verfiel. Schwierig, da eine vertrauensvolle Beziehung zu entwickeln, oder? 

Dieselbe Wankelmütigkeit kommt beim Aussageinhalt vor, bei dem, was jemand sagt: Heute wird dieses vereinbart, morgen auf jenes beharrt, und tags drauf soll alles noch mal geändert werden. So kann und will doch niemand arbeiten oder gar leben! 

Zuverlässigkeit ist wichtig und eine hohe Tugend, die selten zu werden scheint. Denn sie hat mit Disziplin und Respekt zu tun, und beides ist nicht mehr leicht zu finden. Gerade im geschäftlichen Kontext ist Zuverlässigkeit aber essenziell, wenn nicht gar existenziell wichtig.

Darum bitte: Sagen Sie, was Sie meinen, handeln Sie nach dem, was Sie sagen, und halten Sie sich an das, was vereinbart wurde. Das macht Ihr Leben einfacher, Ihre Beziehungen stabiler, Ihre Erlebnisse erfüllender und Ihr Geschäft lukrativer!

Dienstag, 26. November 2024

Deutschland - ein Fragezeichen

Während meiner Oberstufenzeit wollte ich Architekt werden, etwa so wie Helmut Jahn. Ich entwarf eifrig Kongresszentren, Stadien und Wolkenkratzer, baute Modelle dazu und entwickelte Visionen für das Deutschland, das mir für die nächsten 20, 30 Jahre vorschwebte.

Damals, um 1989/1990, standen wir an der Weltspitze in Forschung und Entwicklung, unsere Züge waren pünktlich und unsere Autobahnen makellos glatt. Wir bauten die besten Autos der Welt, waren die Nummer 1 im Export und hatten noch einen Platz in der Hochtechnologie. Ich glaubte fest, daß wir unsere Spitzenposition mit Fleiß, Innovation und Leidenschaft halten und das viele Geld nutzen würden, um unser Land permanent zu modernisieren und zukunftsfit zu machen.

Heute weiß ich, wie wir alle, daß nichts davon geschehen ist, und frage mich, warum es so zwingend dazu kommen mußte. Ja, sicher - man kann vieles herleiten. Aber um Analysen und Erklärungen geht es mir gar nicht. 

Dieses heutige Deutschland ist mir einfach rätselhaft. In vielerlei Hinsicht verstehe ich die Menschen, die Mentalität und die soziale und psychische Dynamik nicht mehr. Es fehlt diesem Land an Selbstvertrauen, an Gelassenheit, an einer Idee von sicht selbst und an einem unverbrüchlichen Einverständnis - nämlich dem einer auf der freiheitlich-demokratischen Grundordnung basierenden sozialen Marktwirtschaft, die damals eben kaum in Frage gestellt wurde. 

Nun sei es mir fern, nostalgische Sehnsüchte zu kultivieren (wozu ja gerade meine Generation Neigung und Anlaß hat) und im Glanz der Vergangenheit den Schlüssel zur Zukunft zu sehen. Wir haben eben gründlich den Anschluß verpaßt ans Weltgeschehen, an technologische Entwicklungen, an Innovation und Marktanforderungen. Da nützt auch keine Verbrennerromantik à la Söder & Co. 

Gleichwohl frage ich mich, wie wir das lösen, wie wir zurückfinden zu einem funktionalen Land mit motivierten Menschen und zukunftsfähigen Lösungen. Wo wir ansetzen müssen. Was die Prioritäten sind und welche Strategie die richtige ist. Und wie wir vor allem das Vertrauen in die Institutionen, die Gewaltenteilung und die Demokratie zurückgewinnen.

Ich habe da so meine Vorstellungen, aber vielleicht stecke ich ja auch in einer Blase fest, die meinen Blick verengt. 

Also ziehe ich mal den Publikums-Joker und frage - was meinen Sie?

Montag, 25. November 2024

Das erste Wort der Hymne lautet Einigkeit

Liebe Parteien*,

ich weiß, es ist Wahlkampf, und ich weiß, er ist kurz. Eigentlich haben wir alle keine rechte Lust drauf, aber da müssen wir jetzt durch.

Tut uns aber doch bitte einen Gefallen: Nervt uns nicht. Offenbar glaubt Ihr, in die knappe Zeit bis zur Wahl müsse man kommunikationsstrategisch möglichst krasse Aussagen und brutale Ab- und Ausgrenzungen quetschen. Aber das ist Unfug. 

Es ist jetzt schon anstrengend, einen SPD-Kanzlerkandidaten aufgezwungen zu bekommen, den kaum jemand will. Es ist zermürbend, sich ständig die larmoyant-beleidigten Sticheleien der FDP anzuhören, wo man konstruktive Vorschläge und die Bereitschaft zur Zusammenarbeit erwartet. Es ist ernüchternd, einen Grünen-Parteitag zu erleben, auf dem es so gut wie keine Selbstkritik gibt. Und es ist geradezu erschütternd, täglich die rüpelhaften Angriffe der CSU auf den vermeintlichen Hauptgegner ertragen zu müssen und in der CDU einen Kandidaten zu erleben, der vor lauter Gestrigkeit so gar keine Perspektive nach vorn anzubieten hat. Nervt. Und hilft niemandem.

Versteht mich nicht falsch - Ihr alle glaubt an irgendwas, und ich unterstelle besten Willens jeder von Euch ein Grundgerüst an Überzeugungen, Ideen und Absichten. Aber was Ihr da aufführt, trifft gerade nicht die Bedarfslage des Landes. Da draußen gibt es ein verbreitetes Bedürfnis nach Perspektive, nach einer Strategie für Deutschland, die Hoffnung macht und über die nächste Legislaturperiode hinausweist, nach beherztem Anpacken der immensen Mängel und Versäumnisse auf der Basis von Expertise und Vernunft, und nicht der Parteidoktrin, damit mal wieder Motivation und Zuversicht in unseren Herzen aufkeimen.

Kurz: Ich wünsche mir von Euch das große Bild, jenen echten Patriotismus, dem das Wohl des Landes und seiner Menschen über ideologische Grenzen geht, versöhnliche Töne hier und da, anschlußfähige Vorschläge und die Schaffung gemeinsamer Grundlagen und Chancen, um die Menschen mal wieder zu integrieren und die Probleme zu lösen. 

Das bedeutet ja nicht, sich plötzlich in allem einig zu sein oder bis zur Unkenntlichkeit anzupassen. Aber davon, sich gegenseitig zu beschimpfen und zu zerfleischen, profitieren am Ende nur eben jene Demokratie- und Staatsfeinde, die Deutschland nicht retten, sondern verraten wollen.

Liebe Parteien, nervt uns nicht. Setzt Euch zusammen und findet die optimale Lösung. Seid im besten Sinne Patrioten. Und bringt dieses großartige Land voran!

Danke! ❤️🇩🇪


*Mit Parteien meine ich hier jene, die unverbrüchlich auf dem Boden des Grundgesetzes stehen und in Wesenskern, Programmatik und Zielsetzung demokratisch sind, nicht also die geifernden Hetzer der AfD und auch nicht die zynischen Putin-Schleimer des BSW.

Donnerstag, 14. November 2024

Der Glanz vergangener Zeiten

Sieh an - ein Grundig-Fernseher! Welch selten gewordene Entdeckung, die ich da in einem Hotel in Düsseldorf mache.

Grundig - eine deutsche Traditionsmarke. Und seit 2003 eben leider auch nicht mehr als das: eine Marke, an der ein anderes Unternehmen die Rechte hält. Denn das von Max Grundig gegründete Unternehmen, das seit 1930 besonders für Qualitätsprodukte der Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik bekannt ist und wesentlich zum westdeutschen Wirtschaftswunder beigetragen hat, gibt es seit 21 Jahren nicht mehr. Mangelnde Innovation, veränderte Weltmärkte, schärfere Konkurrenz, Veränderungsaversität, Insolvenz. Und das lange, bevor die Grünen regiert haben.

Wenn wir uns also fragen, wieso die vielbesungene deutsche Wirtschaft heute kaum noch wächst, ihre Entwicklungskraft verliert und ihren Status als Expertweltmeister längst eingebüßt hat, dann sollten einem nicht reflexhaft die Grünen in den Sinn kommen, sondern ein deutsches Grundproblem, das in Grundig exemplarisch sichtbar wird und sich heute gut an der Automobilindustrie nachvollziehen läßt: eine jahrzehntelang gärende Mischung aus Ignoranz und Unfähigkeit, aus Innovationsverweigerung und Lähmung.

Ja, all das hat auch politische Ursachen - Bürokratie, Energie, Steuern und viele mehr. Aber eben nicht nur. Auch Unternehmen, die in Zukunft am Weltmarkt - und besonders zwischen den Wirtschaftssupermächten USA und China - bestehen wollen, sind in der Pflicht, sich zu transformieren und anzupassen, und sich gegebenenfalls Nischen zu suchen, statt trotzig an überholten Geschäftsmodellen festzuhalten - Stichwort Verbrenner, Stichwort Digitalisierung. 

Können wir es nicht besser? Der deutsche Erfindergeist kann doch nicht so einfach weg sein, und die Herausforderungen, Potenziale und Möglichkeiten moderner Schlüsseltechnologien sind schier endlos. Da geht doch noch was für Deutschland, oder? 

Schön also, mal wieder jenen Schriftzug auf einen Elektronikprodukt zu sehen, der schon mein erstes Kassettendeck geziert hat. Aber eben auch ein bißchen traurig. 

Also, los jetzt!


Sonntag, 10. November 2024

Von der Schönheit des Scheiterns

"Die gescheiterte Hoffnung" wurde Caspar David Friedrichs Bild "Das Eismeer" bis 1965 genannt, und obwohl dieser Titel auf einer Verwechslung beruhte, paßt er gar nicht schlecht. Denn das zwischen den Eisschollen zermalmte Schiffswrack drängt dem Betrachter seine Metaphorik geradezu auf, und kaum jemand kann dieses Bild betrachten, ohne sich ein wenig darin wiederzufinden.

Wir scheitern. Hoffnungen bleiben unerfüllt. Die beste Lösung tritt nicht immer ein, und die richtige Idee wird oftmals abgelehnt. Das alles tut weh, frustriert und enttäuscht uns - und ist doch unvermeidlich.

In solchen Situationen denke ich oft an dieses Bild, das zu meinen unumstrittenen Lieblingsgemälden gehört, und besinne mich auf die erhabene Schönheit, mit der das Eis sein tödliches Werk verrichtet - das Aufbrechen allzu glatter Flächen, das Streben der Schollen aus ihrem Urgrund heraus zu etwas Neuem, etwas Höherem. Selbst das geborstene Schiff wird sich dem gewaltigen Zauber dieses Geschehens, dieser Transformation nicht vollends entziehen können.

Und so versuche ich, auch in meinem Scheitern, in jeder Ablehnung und dem Bersten von Ideen, an die ich glaubte, die Schönheit des Neubeginns zu sehen. Leicht istbdas nicht, aber es hilft, seine Kraft nicht in der Betrachtung des Gescheiterten aufzureiben, sondern der nächsten Idee, dem vielversprechenderen Weg zuzuwenden.

Denn wenn ich das Scheitern schon nicht immer vermeiden kann, dann möchte ich es wenigstens genießen!