Ich habe viel verloren, viel verspielt. Ich war mir selbst abhanden gekommen; verwirrt und haltlos taumelte ich durch tiefste Täler... und fand am Ende - mich. Und erstmals seit drei Jahren schaue ich an diesem Jahrestag nach vorn statt zurück, nach draußen statt in mich hinein.
Mein Weg war nicht einfach, schon gar nicht für die Menschen, die mir nahe waren. Ich habe ihnen Unrecht getan und sie verletzt. Heute, am Ende einer unvermeidlichen Entwicklungsphase, da ich wieder bei mir angekommen bin, habe ich Anlaß, mich dafür zu entschuldigen, was ich ihnen zugemutet habe, und vor allem: ihnen dankbar zu sein.
Anja dafür, daß sie mich nicht fallen ließ und sogar darin bestärkte, meinen Weg zu gehen, obschon es sie ihren Lebensplan gekostet hat. So geht offenbar Liebe.
Kerstin dafür, daß sie mir mit einem einzigen Wort zeigte, was mir fehlte.
Cathrin dafür, daß sie mir die erste wirksame Standpauke meines Lebens gehalten und mir damit ein paar unangenehme Wahrheiten über mich selbst klargemacht hat.
Jelena dafür, daß ich in ihre unendlich kluge, tiefe, warme Seele blicken und erkennen durfte, wie viel schwerer als ich man es haben und dennoch das Leben mit Anstand meistern kann.
Anne dafür, daß sie mich wärmte, als Wien kalt und feindlich war, und mir zeigte, was Vertrauen bedeutet, auch wenn ich genau das bei ihr enttäuscht habe.
Barbara dafür, daß sie die letzte, die schwerste Phase meines Umbruchs geduldig ertrug, mir Trost und Zuversicht gab und mich lehrte, wieder positiv zu denken und nach vorne zu sehen.
Ich lese zuweilen in meinen Tagebüchern, wenn sich Ereignisse jähren. Der Mensch, der am 5. März 2007 nach Wien kam, ist mir fremd geworden. Fast habe ich ein bißchen Mitleid mit ihm, wenn ich lese, was er schreibt. Aber ich schäme mich seiner auch. Jedenfalls ist er nicht mehr ich.
Heute ist heute. Ich komme an, wohin ich vor drei Jahren aufbrach. Bei mir.