An den U3-Stationen sind heute putzige Hostessen vor orange-roten Bannern postiert, die leckere Mürbeteigplätzchen verteilen und mit einem zauberhaften Lächeln die Aufmerksamkeit der Fahrgäste auf die Tatsache lenken, daß die Linie U3 heute ihren 20. Geburtstag feiert.
Wiens schnelles Kellergeschoß ist noch nicht sehr alt. Jünger als ich sogar. Oh Himmel. Doch auch mit moderner Technik bleibt der Bau einer U-Bahn für mich ein Faszinosum. Wie sich gefräßige Maschinen in den kühlen Boden unter der Stadt, aufgeschichtet in Jahrhunderten aus Müll, Schutt, Asche und Erde, graben und tiefe Gänge in den Grund treiben können, der lange grabesstill dalag und seine mittelalterlichen Geheimnisse barg, ist ebenso spannend wie das, was dabei zutage tritt - unter dem Stephansplatz etwa fand man eine vollständig erhaltene Kapelle, um die man die neu entstehende U1/U3-Station respektvoll herumbaute. Durch ein dickes Glasfenster kann man nun also in den Kirchenraum schauen, der jahrhundertelang verschüttet und vergessen war.
Mir persönlich ist die U3 die liebste Linie, weil sie mich fast von meiner Haustür zu meinem Kaffeehaus führt, zum Stephansplatz zudem, zum Rochusmarkt, zur Mahü, zum Westbahnhof und zur Ottakringer Brauerei. Sehr nützlich, all das. Und natürlich wegen der weltweit einzigartigen und legendären Ansage "Tscheensch tu Sitti Ehrport Treen" in der Station Wien Mitte.
Herzlichen Glückwunsch also, U3, und allzeit gute Fahrt!