Freitag, 9. September 2011

Heißes Wasser

Ich öffne den Wasserhahn. In der Therme knistert hektisch der Zündfunke, und dann geschieht, was lange nicht ging: Mit einem dumpfen Fauchen entflammt das Gas, und langsam wird das ins Waschbecken sprudelnde Wasser warm. Ich kann mir ein breites Lächeln nicht versagen, als ich dem Installateur danke und ihn verabschiede.

Duschen also! Zwei Wochen, nachdem die Sanierungsarbeiten an den Gasleitungen des Hauses begonnen haben, endlich wieder heiß duschen. Ich ziehe den Vorhang zurück und steige in die Badewanne. Lasse das Wasser fließen, und das leise Fauchen des entflammenden Gases in der Therme bestätigt mir, daß es kein schöner Traum war. Es wird warm.

Ein leichtes Schaudern überläuft mich im ersten Moment, und meine Haut scheint sich zu sträuben, aus Gewohnheit vielleicht, als der erste Wasserguß auf mich niederregnet. Aber sogleich von der Wärme besänftigt, verfließt das Schaudern und weicht einem wohligen Geborgenheitsgefühl... "Duscho moja!" denke ich in einem höchst albernen deutsch-kroatischen Wortspiel und schließe die Augen vor Genuß und Wonne...

Sich ganz durchwärmen zu lassen von der prasselnden Flut, die Haare zu waschen, langsam und schäumend, und auch angesichts schrumpelnder Fingerkuppen noch ein paar Minuten länger zu verweilen, während Schwall um Schwall warmer Wasserstrahlen den Körper streichelt... welch ein Glück! Ja, das hat mir gefehlt. Und ich gleite ab, lasse mich berieseln, und in mir entstehen Bilder, wachsen Ideen... ein Traumland, das sich mir in der Geborgenheit aus Wärme und Plätschern erschließt... und ich weiß, was ich mit dem Tag anfangen werde.

Kalt geduscht hinterher, das muß sein, erfrischt und duftend ans Werk. Es geht mir gut. Daß man das jeden Tag haben kann, ist Luxus. Die Entbehrung hat mir das verdeutlicht. Tatsächlich ist sogar kaltes Wasser Luxus. Ich freue mich daran, bin glücklich über diese kleine, allzu selbstverständliche Alltäglichkeit. "Danke für die Mitteilung!" schrieb eine Freundin in jener gewohnt sarkastischen Art, für die ich sie so mag, auf meine Meldung bei Facebook, daß ich nun wieder heißes Wasser habe. Ich fand, es war eine Nachricht wert.