Dienstag, 25. März 2025

Deutschlandblick

Zuweilen macht's mich wütend, dieses Deutschland, meine Heimat, auf die ich mit liebender Sorge blicke und eben auch mit wachsendem Ärger. Denn nirgendwo scheint irgendetwas besser zu werden, nirgends ist eine Lernkurve erkennbar, nirgends entsteht das Gefühl, daß langfristige Strategie, beherztes Handeln und gesunder Menschenverstand über Eitelkeit, Gier und Klientelinteressen triumphieren. Es muß was geschehen, aber es darf nichts passieren - dieser alte Wiener Grundsatz scheint auch in Deutschland das Handeln, oder eher das Nicht-Handeln zu bestimmen.

Besonders in dem, was sich anschickt, eine Koalition zu werden. Das Ärgerliche ist nicht mal die schuldenpolitische 180-Grad-Wende des Kanzlers in spe, die ein erschreckendes Maß an, nennen wir es mal: ethischer Flexibilität und damit charakterlicher Unzuverlässigkeit offenbart. Auch nicht die selbstgefällige Unbeirrbarkeit, mit der die rote Hälfte des kommenden Regierungsbündnisses, das noch einen knackigen Namen sucht, an den Grundzügen einer gescheiterten und deutlich abgewählten Politik festhält. Nein, das eigentlich Empörende ist die Planlosigkeit, die nicht enden wollende Ignoranz und die gedankenlose Neigung zu faulen Kompromissen und bequemen Lösungen - das übliche deutsche Mittelmaß, zum x-ten Male aufgekocht.

Amerikanische Kampfjets, Software-Lösungen von Peter Thiel, und dazu Lustigkeiten wie die Pendlerpauschale und das blinde Vertrauen auf ein schnelleres Pferd alias Verbrenner - man traut seinen Ohren nicht. Wo bitte bleibt die Zukunft, die realistische Auseinandersetzung mit der Welt, in der wir heute leben und morgen (hoffentlich noch) leben werden?! Der ausgereifte Plan, der den Bedarf an Infrastruktur, Bildung, F&E, Einwanderung, Verteidigung und Klima klug ausbalanciert und nachhaltig bedient? Die Strategie, die mindestens 10 Jahre vorausdenkt, und nicht nur bis zur nächsten Landtagswahl? Ich sähe wirklich gern mal wieder Charakterköpfe, Strategen und Macher am Ruder in Politik und Wirtschaft, statt eitler Egomanen und gieriger Gewinnler. Ich sähe gern Kompromisse, die nicht auf kleinste gemeinsame Nenner und zahnloses Mittelmaß hinauslaufen, sondern die Synthese dessen abbilden, was die klügsten und engagiertesten Köpfe für Deutschlands Zukunft wichtig finden. Ich sähe gern einen plausiblen, ausgereiften Plan für das viele Geld statt des Refkexes, Löcher zu stopfen und veraltete Konzepte zu finanzieren.

Zuweilen macht's mich wütend, dieses Deutschland, weil es so träge, so kurzsichtig und bequem geworden ist, so jämmerlich und plump, weil es sonweit unter seinen Möglichkeiten bleibt und seine Brillanz hat verblassen lassen in einem diffusen Nebel aus Regelungsbesessenheit und Hypersensibilität. Aber ich will nicht wütend sein. Ich will, daß es blüht im Glanze seines Glückes, dieses schwierige, störrische deutsche Vaterland.