Kein Wunder, daß langsam alle verrückt werden - wir sind ja auch völlig überreizt!
Überall wird auf uns eingeplärrt: Es dröhnt und flimmert und leuchtet und wummert, wo immer man hingeht. Kein Supermarkt ohne aufdringliche Musik, keine Bar ohne Beschallung, unter der man sich nur brüllend unterhalten kann, kein Kaufhaus ohne Hintergrundgedudel und hunderte Bildschirme, die uns mit grellen, hochfrequenten Bildern das nächste Konsumbedürfnis einbrennen... Nicht mal auf der wunderschönen Seebrücke von Sellin, wo man doch nichts als den rauschenden Wind, die Wellen der Ostsee und das Lachen der Möwen braucht, entgeht man dem soziokulturellen Diktat anglo-amerikanischer Popmusik, weil der Eisverkäufer meint, die Menschen wollen das. Dazu unser Alltag mit Teams Calls und Email-Hagel, und abends dann Netflix zur vermeintlichen Entspannung.
Ich möchte einfach mal Ruhe. Die Stille Stunde zum Einkaufen wäre genau mein Ding. Bietet aber niemand in der Gegend. Je älter ich werde, desto empfindlicher werde ich gegen die maximale, beständige und unausweichliche Reizüberflutung, die unsere kognitiven Fähigkeiten und unser neuronales System massiv überfordert, ohne daß wir es immer bewußt merken. Vielleicht ist sie uns als Ablenkung von den eigenen Gedanken, vom eigenen Wesen ja sogar willkommen. Aber sie macht uns kaputt. Reizbar. Und süchtig. Ruhe ertragen wir offenbar kaum mehr.
Kein Wunder, daß langsam alle verrückt werden und die Welt so ist, wie sie gerade ist. Wirklich kein Wunder.