Ich gehe durch die Straßen der WM-gemäß verschwarzrotgoldeten Stadt, in der ich sieben Jahre lang gelebt, gehofft, geplant und geirrt habe, wie man durch ein Museum geht - man erkennt alles wieder, aber man benutzt es nicht mehr. Die ganze Stadt stellt sich als eine Sphäre dar, in der sich die Erinnerungen an frühere Gewohnheiten, vertraute Wege, Erlebnisse und Menschen, die einem damals nahe waren, schattenhaft über die nunmehr neutralisierte Gegenwart legen.
Verbunden fühle ich mich mit Deutschland, keine Frage. Es ist meine Heimat, mein "schwieriges Vaterland". Aber an seinem Alltag habe ich keinen Anteil mehr. Ich bin auf Besuch, und wenn ich das deutsche Leben betrachte, dann sehe ich es von Wien aus. Auch hier in Deutschland.
Einerseits macht mich das ein bißchen wehmütig. Wo man seine Wurzeln hat, da hätte man vielleicht auch gedeihen wollen. Andererseits schafft der Abstand mehr Raum. Raum für jene verklärende Liebe, die so viele Ausländer für ihre ferne Heimat empfinden. Raum aber auch für neue Perspektiven und eine Zukunft, die keine ständig präsente Vergangenheit mit sich herumschleppt.
Ich gehe nun ein paar Kleinigkeiten einkaufen. Und vielleicht werde ich an der Kasse nach einem Sackerl fragen.