Mittwoch, 23. Februar 2011

Liebesschlaf

Ich sehe Dir beim Schlafen zu, meine Liebe. Du schläfst so fest. So tief und ruhig. Es sei Dir gegönnt nach all den Anstrengungen. Wie sehr hast Du Dich bemüht, wie verzweifelt gekämpft! Alles, alles hast Du gegeben, und nichts kam zurück. Du bist erschöpft, so tief erschöpft und zu keiner Regung mehr fähig. Schlaf Dich aus.

Du fehlst mir, meine Liebe. Solange Du schläfst, lebe ich ohne Dich. Solange Du schläfst, kann ich Dich nicht empfinden, nicht ganz und gar wirken lassen in mir und auch nicht weitergeben. Solange Du schläfst, kannst Du nicht Grundlage meines Handelns sein, nicht Anlaß zur Hoffnung und nicht Antrieb zum ewigen Bemühen. Aber ich verstehe, daß Du nun schlafen mußt. Du hast Dich ganz und gar verausgabt.

Hin und wieder kommt Besuch, den ich Dir gern vorstellen würde, meine Liebe. Aber ich möchte Dich nicht stören in Deinem verdienten Schlaf. Ein paar unserer Besucher haben versucht, Dich mit zarten Küssen zu wecken. Sie hätten Dich gern erlebt. Aber es gelang ihnen nicht. Ruhig und unbeirrt geht Dein Atem. Du lebst, aber Du schläfst so tief, so tief...

So schlafe denn weiter, meine Liebe. Erhole und erneuere Dich. Eines Tages wird uns jemand besuchen kommen, der Dich wachzuküssen vermag. Von weit her. Vom leuchtenden Horizont der Zukunft, oder aus den Tiefen der Vergangenheit. Wer weiß. Du wirst erwachen, und stärker denn je wirst Du leben und nie wieder ermüden.

Bis dahin, meine Liebe - schlaf...