"Ghosting" - ein weiterer englischer Modebegriff, mit dem Verhaltensweisen höchster Achtlosigkeit verharmlost und akzeptabel gemacht werden.
Jemanden derart zu "vergeistern" bedeutet, ihn vollkommen zu ignorieren, kommunikative Vorstöße unbeantwortet zu lassen und auf keine Regung zu reagieren. Es sei, so oft das Argument, doch jedes Menschen gutes Recht zu entscheiden, mit wem man umzugehen wünsche - oder eben nicht.
Das stimmt zwar grundsätzlich. Dennoch ist das Ghosten für mich der Gipfel der Mißachtung - und somit einfach letztklassig schlechtes Benehmen. Es muß schon etwas sehr Extremes vorgefallen sein, um eine so erniedrigende Maßnahme irgendwie nachvollziehbar zu machen.
Denn selbst wenn ich mit jemandem nichts zu tun haben möchte, mich jemand überhaupt nicht interessiert oder der Kontakt mich stört oder belastet - was ja immer sein kann und darf! - gebieten es der Anstand und ein grundsätzlicher Respekt vor jedem Menschen (und vor sich selbst!), das wenigstens kurz mitzuteilen - freundlich, aber bestimmt. Alles andere ist feige und flegelhaft.
Hüten wir uns vor Euphemismen, die die wachsende Egozentrik in unserer Gesellschaft mit schicken Anglizismen verschleiern. Und bleiben wir auch denen gegenüber respektvoll, die wir nicht in unserem Leben haben wollen.