Freitag, 18. April 2025

Glaube in Zeiten der Verweltlichung

Gestern abend war ich zur Abendmahlfeier in der Kirche Sankt Ursula in Schwabing. Ich gehe sehr gern in diese Kirche - St. Ursula ist eine überaus aktive Gemeinde, für die Überalterung und Mitgliederschwund kein Thema zu sein scheint. Was freilich nicht zuletzt am großartigen Pfarrer G.R. David W. Theil liegt.

Es erstaunt mich immer wieder, wie voll die Kirche ist, auch wenn nicht gerade Weihnachten oder Ostern ist. Familien, Menschen aller Altergruppen, darunter auffällig viele junge Leute finden sich hier ein. In Zeiten der Säkularisierung erscheint das überraschend.

Vielleicht - und sehr vermutlich - ist der Glaube hier ganz einfach - nun ja, glaubwürdig. Das soziale Engagement der Gemeinde, die begreiflichen, alltagsnahen Predigten und die stets offene und menschliche Atmosphäre machen es leicht, sich mitnehmen zu lassen. Vielleicht aber bedient der Glaube an Gott gerade heute auch einfach ein Bedürfnis nach einem höheren Sinn im Leben, nach ein bißchen mehr universeller Weite, als sie die enge Maßstäblichkeit von Berufsalltag, sozialen Netzwerken und globaler Unterhaltungsuniformität à la Netflix ermöglichen. Und ich verstehe dieses Bedürfnis sehr gut.

Mir selbst hat mein Glaube mein Leben lang Sinn und Orientierung gegeben. In der Figur Jesus Christus sehe ich bis heute ein Vorbild, dessen Botschaft der Liebe über die Frage nach seiner Göttlichkeit erhaben scheint. Man muß nicht mal Christ sein, um Jesus gut und richtig zu finden. Ich glaube diese Göttlichkeit dennoch mit, so wie ich auch an ein universelles Bewußtsein glaube, an einen ewigen Schöpfergeist. Ich nenne ihn Gott, aber wer ihn Allah, Jahwe, Manitu Spaghettimonster oder das Universum nennen möchte, der werde eben damit selig. 

Selbstverständlich käme ich nicht auf die Idee, mein Glaubensbild anderen aufdrängen zu wollen - dafür ist meine Beziehung zu Gott viel zu persönlich, zu intim. Warum Menschen um Religion streiten oder sogar dafür töten, bleibt mir unbegreiflich. Mit meinem Gott hat das jedenfalls nichts zu tun. Liebet einander - was ist daran so schwer zu begreifen?!

In diesem Sinne frohe Ostertage und Gottes Segen!