Donnerstag, 22. Juli 2010

Ewige Jugend

Oft wird sie beschworen, die ewige Jugend, und für viele Menschen scheint sie allen Ernstes erstrebenswert zu sein. Mit Cremes und Fitnessprogrammen, ja sogar mit Operationen wird dem Altern ein Kampf geliefert, der insoweit besonders tragisch wirkt als man ihn letztlich doch nur verlieren kann.

Dabei gibt es durchaus Bereiche, in denen die ewige Jugend kein Traum, sondern unbedingte Realität ist, und ich muß bekennen, daß mich das eher irritiert als erfreut. In der Liebe zum Beispiel. Mal ehrlich - sind wir nicht alle ewig 17, wenn wir uns verlieben? Werden wir nicht genauso unsicher und verlegen wie damals, wenn wir mit klopfendem Herzen und grummelndem Magen an die Eine denken? Und obschon wir diese Liebesnarretei an uns selbst altersweise belächeln, stellen wir uns doch dieselben Fragen: Soll ich es ihr sagen? Und wenn, dann wie? Und was mache ich nur, wenn sie nicht interessiert ist?

Und so drücken wir uns eine gute Weile um eine deutliche Erklärung unserer ewig jugendlichen Gefühle herum, um ja nichts falsch zu machen, das geliebte Wesen nicht zu verschrecken und die schöne Illusion, es könne alles gut enden, nicht durch die grausame Gewißheit zu verdrängen, daß man vergebens geliebt und sich bemüht hat und niemals erwidert bekommen wird, was man so glühend empfindet... Also schicken wir kleine Geschenke und senden liebe Grüße... und umgekehrt keine Signale zu erhalten (was man vernünftigerweise zu deuten wissen müßte), ist uns - eine Zeitlang - lieber als die eine endgültige Absage, die unseren Traum wie eine Seifenblase zerplatzen läßt... denn der Traum ist schön, beglückend und erhebend, solange er eben dauert...

Ewige Jugend, und kein Zeichen von Reife und Weisheit, wenn der Flammenpfeil das Herz durchbohrt. Irgendwie rührend. Liebe braucht keine Cremes. (Eine Herzbruchsalbe wäre freilich fein.)


(Anmerkung: Liebe Leser, hört auf, mich zu fragen, ob ich verliebt sei! :-) Dies ist ein Blog, kein Tagebuch! Es sind Gedanken, Literatur, Essays... und keine Eins-zu-eins-Beschreibung meines aktuellen Lebens. Natürlich bin ich NICHT verliebt! Welche Anzeichen könnte es dafür schon geben? Und wer bitt' schön (jetzt wird's Wienerisch) sollt' "die Ane" leicht sein...?)