"In the first place, we should insist that the immigrant who comes here in good faith becomes an American (…). There can be no divided allegiance here. Any man that says he is an American, but something else also, isn't an American at all. We have but room for one flag, and that is the American flag. We have but room for one language here, and that is English. And we have but room for one sole loyalty, and that is loyalty to the American people. For a citizen to vote as a German-American, an Irish-American, or an English-American is to be a traitor to American institutions (…)."
Immigration und Integration sind derzeit in aller Munde, und so sehr ich mich auch bemühe, diesen Elfenbeinblog von politischen Fragstellungen freizuhalten, so wenig kann ich mich der Allgegenwart des Themas entziehen. Und wie ich mich also recherchierend und lesend mit der Sache beschäftige, stolpere ich über das obige Zitat von Theodore Roosevelt, seines Zeichens ein glühender Verfechter der Immigration, und ja, es regt mich zum Nachdenken an.
Daß sich Roosevelts Aussage in dieser Härte und Absolutheit nicht halten läßt, ist unbestritten. Die Wortwahl ist martialisch, der Inhalt undifferenziert. Aber ist der Grundgedanke, daß eine Gesellschaft eine gemeinsame Identität, eine gemeinsame Vision und eine gemeinsame Sprache braucht, nicht vollkommen berechtigt? Darf eine Gesellschaft, die massenweise neue Mitglieder aufnimmt, von diesen nicht durchaus Loyalität und das redliche Bemühen um Integration und Mitarbeit verlangen, so wie es jeder Schrebergartenverein tut? Und ist das Erlernen der Sprache und das Bekenntnis zu den Werten und Zielen unseres Landes nicht eine unbedingte Voraussetzung dafür, daß unsere pluralistische Gesellschaft dauerhaft funktioniert? Warum wird in Deutschland etwas, das völlig normal sein sollte, um einer verlogenen „politischen Korrektheit“ willen als „Zwangsgermanisierung“ denunziert? Warum erregt jeder Verweis auf eine deutsche Identität den Verdacht reaktionärer, faschistoider Realitätsverweigerung, obwohl „deutsch“ ja mittlerweile längst kein ethnisch-völkischer Begriff mehr sein sollte? Wenn wir selbst uns schon nicht mit unserem Land identifizieren, wie könnten wir es dann von Einwanderern verlangen?
Diese Fragen kommen mir in den Sinn. Ich selbst sehe keinen Widerspruch im Verhältnis von gemeinsamer Identität und pluralistischer Vielfalt. Es geht ja nicht darum, die Menschen verschiedener kultureller Herkunft systematisch zu vereinheitlichen – Gott bewahre, das wäre ja unerträglich fad! Nein, es geht darum, dem bunten Haufen von Menschen einen Integrationspunkt zu geben, einen gemeinsamen Nenner, zu dem alle sich bekennen können, weil er jedem entgegenkommt, jedem gerecht wird und niemanden ausgrenzt, und auf dem Vielfalt, Toleranz und Gleichberechtigung erst gedeihen können.
Wie das gehen soll? Ich habe nur ein paar Fragen gestellt. Meine Meinung zu dem Thema ist längst nicht ausgereift, und ich bin offen für eine Diskussion.